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der karussellbesitzer Eigenwerk
von fucking_fake aus der Kategorie Geschichte - Unterhaltung

battle against boredom
sometimes i win...
Erstellt:    09.05.2006 00:06 2129 Lesungen, 12.1KB

Es war einmal ein Karussellbesitzer namens Klaus. Er war klein und kräftig, hatte kaum noch Haare auf dem Kopf aber dafür einen langen Vollbart. Er hatte außerdem eine Vorliebe für Tattoos. In jeder Stadt in die er mit seinem kleinen Karussell reiste, ließ er sich ein neues Tattoo stechen. Meist waren es Tiere. Er hatte bereist ein schwarzes Pferd, einen kleinen grünen Frosch, eine Giraffe, ein Wildschwein und einiges mehr. Sie waren über seinen ganzen Körper verteilt und er war sehr stolz auf jedes einzelne von ihnen. Er reiste schon seit vielen Jahren mit seinem Karussell von Stadt zu Stadt um dort die Kinder zu erfreuen. Das Karussell hatte er sich einst von seinem Lottogewinn anfertigen lassen, denn schon als er klein war, war es immer sein großer Traum ein eigenes Karussell zu besitzen. Es war aus Holz und sehr liebevoll verziert.
So verdiente er sein Geld und er war glücklich dabei.
Wenn er nicht durch die Gegend reiste, lebte er in einer alten Mühle an einem süßen kleinen Fluss. Um die Mühle herum waren weit und breit nur Felder und er musste einige Zeit laufen, bis er in ein kleines Dörfchen kam in dem er sich seine Lebensmittel kaufte und ab und zu mal in der kleinen Kneipe, in der sich Abends nach getaner Arbeit immer die Dorfbewohner zu einem Bierchen versammelten, vorbeischaute um sich ein bisschen zu unterhalten oder einfach nur da zu sitzen, die Leute zu beobachten und über sich, sein Leben und sein kleines Karussell nachzudenken.
Eigentlich wart er froh, dass alles so gekommen war. Doch manchmal fragte er sich, ob das wohl nun schon alles gewesen sei. Er dachte an seine Mühle in den Feldern. Als er dort eigenzogen war, war sie ziemlich zerfallen gewesen. Er hatte viele, viele Stunden Arbeit in die kleine Mühle gesteckt um sie wieder bewohnbar zu machen. Und er fühlte sich dort eigentlich sehr wohl. Aber manchmal hatte er das Gefühl irgendwie alleine auf der Welt zu sein und eine leichte Melancholie überfiel ihn.
Seine Lieblinsgtätigkeit war Orchideen züchten. Diese Blumen hatten ihn schon immer fasziniert und so hatte er sich in seiner kleinen Mühle eine Art Gewächshaus eingerichtet in dem er alle möglichen Arten von Orchideen züchtete. Sie gedeihten prächtig. Er steckte viel Arbeit und Liebe in seine Blümchen und redete viel mit ihnen. Er hatte ja auch sonst niemanden und sie hörten ihm geduldig zu, wenn er ihnen von seinem Leben und seinen Gedanken berichtete. Die Leute aus dem Dorf waren begeistert von seinen Blumen und alle wollten eine haben. Aber Klaus suchte sich die Leute, denen er seine Orchideen anvertraute genaustens aus, denn es war ihm sehr wichtig, dass die kleinen empfindlichen Blumen es auch wirklich gut bei ihren neuen Besitzern hatten.
So lebte er sein Leben in seiner Mühle, mit seinen Orchideen und seinem kleinen Karussell, bis er eines Tages, als er in Hamburg am Hafen stand, während er die Kinder beobachtet die auf seinem Karussell saßen und lachten, einen Kapitän traf. Ein typischer alter Seemann der so gut wie alle Klischees eines richtigen Kapitäns erfüllte. Er war um die 60, hatte, genau wie Klaus, einen grauen Vollbart und eine alte Kapitänsmütze auf dem Kopf, er hatte fast immer eine Pfeife im Mund und einen Anker auf seinem rechten Oberarm eintattoowiert. Er machte gerade einen Spaziergang, als er Klaus entdeckte. Er stellte sich neben ihn und schaute mit ihm zusammen auf das Karussell, während er gelassen an seine Pfeife zog. Klaus bemerkte ihn und schaute ihn an. Da sprach der Kapitän zu Klaus: "Hübsches Karussell haben sie da mein Freund". Klaus bedankte sich stolz. Dann sprach der Kapitän weiter "Wissen sie, als ich klein war, bin ich mit meinem Vater immer auf den jahrmarkt in unserer Stadt gegangen und dort bin ich mit ihm den ganzen Abend Karussell gefahren, Ich habe es geliebt, Das waren noch Zeiten". Er seufzte. Klaus lächelte ihn verständnisvoll an. Irgendwie war er ihm sympathisch. Dann sagte Klaus: "Ja, so ein Karussell ist schon was feines nicht wahr?!". Der Kapitän nickte und dann fragte er Klaus: "Hör mal mein Freund, ich bin vor einer halben Stunde erst hier eingelaufen, hab einen riesen Kohldampf und bräuchte drigend mal wieder ein Bier, wie wärs, ich kenn ne nette Hafenbar hier in der Nähe, wollen sie mir Gesellschaft leisten mein Lieber?". Klaus hatte ebenfalls Hunger und wollte sowieso in einer halben Stunde eine Pause machen also stimmte er zu. Und als die Fahrt auf dem Karussell zu ende war und er die Plane darüber geworfen hatte, folgte er dem Kapitän in eine kleine, gemütliche, rustikale Hafenbar.
Sie tranken zusammen ein Flens und kamen ins Gespräch. Klaus erzählte von seinem Leben und von seinen Reisen. Der Kapitän sprach ihn auf seine Tattoos an und Klaus erzählte Stolz woher er sie alle hatte und was für eine Bedeutung sie für ihn besaßen. Dann fragte Klaus den Kapitän, wie es so sei auf dem Meer herum zu fahren. Und der Kapitän sagte "Lieber Freund, ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als Morgens aufzuwachen, an Deck zu gehen, nichts zu sehen als das weite blaue Meer und die frische Seeluft ein zu atmen. Das ist Freiheit mein Bester". Klaus kam ins Träumen. Wie gerne würde er sich auch einmal so frei fühlen. Während er so nachdachte, sagte ihm der Kapitän, traurig geworden, dass er dringend Hilfe brauche weil er Geld benötigte. Er hatte Schulden und wenn er diese nicht bald bezahlen könne, müsse er sein Schiff verkaufen. Sein Schiff war ihm das wichtigste auf der Welt, nur dort war er frei und sein eigener Herr. Er wollte sich nichts von einem Chef sagen und sich herumkommandieren lassen. Klaus bekam Mitleid und er dachte krampfhaft darüber nach, wie man dem armen Kapitän nur helfen könnte. Da kam ihm eine Idee. Er hatte mal von einem reichen Mann gehört der in Japan wohnt und der nichts auf der Welt mehr liebt als Orchideen. Man erzählt sich, dass er einen riesen Haufen Geld für diese Blumen ausgibt, wenn sie ihm gefallen. Dann dachte Klaus an seine Orchideen. Besondere Orchideen waren es nicht. Bis auf eine. Sie war einmal ein Experiment von ihm gewesen. Eine Kreuzung aus allen Orchideenarten die er besasß.Sie war recht gut gelungen. Und sie war auf jeden Fall einzigartig. Natürlich würde es ihm sehr schwer fallen sie herzugeben aber irgendwie hatte er das Gefühl dem Kapitän helfen zu müssen und so erzählte er ihm von seinem Einfall. Der Kapitän war gerührt und sagte "Mein Freund, das ist das netteste, was jemals jemand für mich tun wollte und ich weiss auch schon wie wir nach Japan kommen."
Klaus war erstaunt aber er freute sich, dass der Kapitän seinen Vorschlag annahm. Der Kapitän nahm Klaus sofort mit auf sein Schiff und brachte ihn unter Deck, wo er in einer großen alten Holzkiste nach etwas suchte. Dann holte er es heraus und schleifte es an Deck. Er setzte sich darauf und sagte "Los, spring auf mein Guter", und Klaus setzte sich ratlos neben den Kapitän und dann flogen sie doch tatsächlich auf einem fliegenden Teppich über Hamburg hinweg. Klaus war total verwirrt und dachte, er würde träumen und als er den Kapitän gerade fragen wollte, was es mit dem Teppich auf sich hatte, sagte der Kapitän, als wüsste er was Klaus sagen wollte "Frag nicht mein Lieber, man muss nicht auf alles eine Antwort haben, es gibt eben doch Dinge, die man sich nicht erklären kann". Klaus nickte langsam und versuchte sich mit dem absurden Gedanken anzufreunden, dass er gerade mit einem Kapitän auf einem fliegenden Teppich auf dem Weg nach Japan war um dort eine Orchidee zu verkaufen. Nach einiger Zeit gewöhnte er sich tatsächlich daran und fing an die Aussicht zu genießen. Nachdem sie die Orchidee bei Klaus abgeholt hatten, waren sie auf dem Weg nach Japan.
Nach einem langen Flug landeten sie plötzlich auf einem weiten Feld.
Ja richtig, in Japan gibt es keine Felder. Aber sie mussten schon bevor sie Japan erreicht hatten landen, da Klaus schlecht geworden war nachdem er eine Mohnschnecke gegessen hatte, die sie bei einem Bäcker gekauft hatten, als sie eine kleine Pause einlegten. Das Feld war allerdings nicht allzuweit von Japan entfernt und so liefen sie den Rest bis in die große Stadt. Der Kapitän mit dem Teppich unterm Arm und der Karussellbesitzer mit einer Orchidee in der Hand. Dann erreichten Sie Japan und dort sahen sie etwas ganz Tolles. Es war eine große Parade in den Straßen von Japan mit vielen bunt verkleideten Menschen und schöner asiatischer Musik. Tausende von Zuschauern standen am Straßenrand, tranken und lachten und schauten begeistert der Parade zu. Klaus und der Kapitän stellten sich dazu und betrachteten sich alles. Da kam ein Wagen gefahren und Klaus erkannte sofort den Mann der auf dem Wagen saß und von dem er schon so viel gehört hatte. Es war der reiche Orchideensammler. Klaus machte den Kapitän darauf aufmerksam. Sie überlegten wie sie wohl an ihn ran kommen könnten, kamen aber auf keine gute Idee und kurz bevor der Wagen abgebogen war, rannte Klaus los uns sprang auf den Wagen, der sich zum Glück nur sehr langsam fort bewegte. Er ging zu dem Mann der dort saß und den Leuten zuwinkte und versuchte ihn in seinem schlechten English zu begrüßen und deutete auf die Orchidee. Der Mann war keineswegs überrascht, dass ein kleiner bärtiger Mann mit einer Orchidee vor ihm stand. Er lächelte ihn freundlich an und betrachtete die Blume. Er war sichtlich begeistert, nickte und holte aus seiner Tasche eine Visitenkarte und einen Kugelschreiber. Er schrieb etwas auf die Rückseite der Karte und gab sie Klaus.
Klaus sah sie an, nickte dankend und stieg vom Wagen. Der Kapitän war neben dem Wagen hergelaufen und Klaus sagte aufgeregt "Er hat mir seine Adresse gegeben und auf die Rückseite eine Uhrzeit geschrieben. Um 18 Uhr sollen wir zu ihm kommen".
Der Kapitän war beeindruckt, wie Klaus das geschafft hatte. Sie sahen sich die Parade noch eine Weile an und machten sich dann los die Straße zu finden, in der der japanische Orchideensammler zuhause war. Natürlich fanden sie sie nach einigem Suchen noch rechtzeitig und standen nun vor einer großen Villa mit einem schönen, grünen Vorgarten in dem sich seltsamerweise eine große Sammlung von Gartenzwergen befand.
Sie klingelten und der Sammler öffnete ihnen die Tür und bat sie mit einer Handbewegung einzutreten. Sie folgten ihm in einen Wintergarten der voller Orchideen war. Klaus war beeindruckt, lief durch den ganzen Garten und schaute sich die wunderschönen Gewächse an. Der Kapitän lächelte über Klaus und seine Begeisterungsfähigkeit für das Grünzeug. Dann betrat noch ein Mann den Raum und sagte "Guten Tag meine Herren, ich bin der Übersetzer von Herrn Komoto, wenn Sie ihm etwas mitzuteilen haben, dann übersetze ich das gerne für sie". Die Beiden waren froh, denn so konnten sie ihm die ganze Geschichte erzählen und somit saßen sie gemütlich im Wintergarten zwischen den Pflanzen und redeten und redeten. Herr Kimoto war ein sehr freundlicher und verständnissvoller Mann. Und da er die Orchidee von Klaus liebte, kaufte er sie schließlich für eine ganze Menge Geld.
Auch bot er den beiden an, ihnen den Flug zurück nach hause zu bezahlen, aber die zwei waren sich einig, dass sie es vorzogen den Teppich zu nehmen.
Sie bedankten und verabschiedeten sich nachdem Klaus sich ausgiebigst von seiner Orchidee verabschiedet und ihr alles Gute gewünscht hatte, von Herrn Kimoto und dem Übersetzer, stiegen auf ihren Teppich und flogen zurück nach Hamburg, wo immernoch das Karussell von Klaus und das Schiff vom Kapitän stand. Abends kamen sie am Hafen an, die Sonne ging gerade unter und die beiden waren müde und erledigt von der Reise. Sie setzten sich auf eine Bank,schauten aufs Wasser und genossen die Stille. Als die Sonne untergegangen war, sagte der Kapitän "Mein Lieber Freund, ich danke dir für deine Hilfe, ohne dich müsste ich mein feines Schiffchen wohl aufgeben und sehen wie ich an Land zurecht komme. Jetzt muss ich dich allerdings verlassen, die Pflicht ruft und das Meer wartet auf mich. Ich hoffe wir gehen mal wieder ein Bier zusammen trinken."
Klaus nickte und lächelte erschöpft und obwohl der Kapitän sagte, dass er ihn wieder sehen wolle, wusste Klaus schon jetzt, als er ihn langsam verschwinden sah, dass er ihn nie wieder sehen würde.
 
Dennoch, er war glücklich und zufrieden, freute sich auf seine Mühle und seine Orchideen und nachdem er noch eine Weile nachdenklich am Hafen gesessen hatte, ging er langsam nach hause.
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