Über IRCLOVE Persönlichkeiten Copyright-Informationen anzeigen Bibliothek des Autors anzeigen Nachricht an Autor schreiben


Die Kunst sich selbst zu lieben Fremdwerk
von HLDirk aus der Kategorie Freier Text - Liebe, Erotik, Partnerschaft - Tantra

Standard-Verzeichnis
Primärverzeichnis von HLDirk
Erstellt:    04.12.2006 21:44
Geändert: 15.12.2006 17:48
3711 Lesungen, 5.8KB

Ein Erfahrungsbericht über die Tantra-Einführungsgruppe von Beate Meller


Ich bin mit riesengroßem Gepäck hierher zu dem Einführungsseminar gekommen. Einem dicken Rucksack voller Ängste: "Was geschieht jetzt wirklich auf solch einem Tantra-Workshop?"
Das Seminarprogramm hat zwar einiges versprochen, aber der Weg dorthin ist mir ziemlich unklar: Muss ich mich da ausziehen? Oder muss ich mich von fremden Menschen berühren lassen? Wie ist der Umgang mit Sex?
Angemeldet habe ich mich dann doch: Sexualität und Körperlichkeit sind so sehr in einen Randbereich meines Lebens abgedrängt worden, dass mich das manchmal recht bedrückt. Ich möchte doch so gerne eine lustvolle, sprühende Frau sein. Aber hier und jetzt: diese Lust mit anderen zu teilen - eine solche Vorstellung erschreckt mich doch sehr...
Am Vorabend des Seminars wollte ich mich wieder abmelden aus dem Gefühl heraus: "Ich schaffe es nicht!"
Als ich beim Verein Lichtung anrief, fragte mich der Herr am anderen Ende der Leitung: "Warum glauben Sie, irgendetwas schaffen zu müssen?" "Ach ja, warum denn eigentlich?"
"Tantra möchte nicht den alten Zwang durch einen neuen ersetzen. Sie tun nur das, was Ihnen gut tut, und tun nur das, was für Sie stimmt!"
"Ja, natürlich - ist doch klar..."
Also gut: Ich komme doch zum Seminar!
Es beginnt einfach und meditativ. Keine sich wollüstig am Boden wälzenden, nackten Leiber. Nur Männer und Frauen, die alle ähnliche Sehnsüchte und Ängste haben wie ich.
Die Zeit läuft dahin, und es beginnt mir ausgesprochen gut zu gefallen.
Wenn nicht dazwischen immer wieder diese Ängste und Phantasien auftauchten, nackt in der Gruppe sein zu müssen, womöglich in einer sinnlich-erotischen Atmosphäre...
Einmal bei einer Vorübung geht´s heiß her: Wir tanzen ekstatisch und schwitzen uns klatschnass. Ein paar Männer ziehen sich bis auf den Slip aus, eine Frau tanzt oben ohne weiter. "Aha," denke ich mir, "jetzt ist es soweit: Jetzt beginnt es!" In mir höre ich die Stimme, die diese Leute verurteilt, weil sie so gar keine Hemmungen zu haben scheinen.
Hoppla, Hemmungen! - Meine Hemmungen wollte ich ja eigentlich auch loswerden. Plötzlich beneide ich die Frau: Wie die mit nacktem Busen selbstvergessen umherhüpft! Dabei hat sie wirklich keine Mannequin-Maße.
Voll Spannung warte ich, wie das weitergehen wird. Auf einmal setzen sich alle zu einer Meditation auf den Boden.
Und ich stehe da mit meinen heißen Phantasien. Ist meine Angst tief in mir nicht auch ein Wunsch? Verwirrt darüber, was ich will und nicht will, bin ich unfähig, der Meditation zu folgen. Die Oben-ohne-Frau hat lang schon ihr Hemd an.
Da bleibt ein Satz bei mir hängen: "Nimm dir Zeit, nachzuspüren, wonach sich dein Körper am allermeisten sehnt!" "Am allermeisten? Nach Lebendigkeit und Bewegung; Gesehen- Erkannt- und Geachtet -Werden: Nach Nacktsein in Akzeptanz und Würde." Ja, da ist nun auf einmal die Katze aus dem Sack!
Nachmittags suche ich mir die Oben-ohne-Frau und einen Mann für eine Körpermeditation aus. Gedanken jagen durch meinen Kopf : "Der Typ zieht mich ja schon mit seinen Blicken aus - und die Frau, die verachtet mich sicher, weil sie meine Angst spürt."
Dabei lächeln mich beide harmlos an. Ziemlich aufgewühlt lege ich mich auf ein weiches Lager zurück. Versuchsweise schließe ich die Augen, rieche Sandelholzduft, und höre leise Musik. Mein Gedanken- Gewitter lässt ein wenig nach, aber mein Solarplexus ist noch immer zum Zerspringen.
Eine ruhige Stimme lenkt meine Aufmerksamkeit sanft in den Körper. Mit meinem Atem reise ich in verschiedene Körperteile. Und immer wieder die beharrliche Stimme: "Was spürst du da? Wie spürst du es? Was mag dieser Körperteil besonders, was lehnt er ab? Was tut ihm gut, entspannt ihn, macht ihn lebendig? Wünscht er sich jetzt von deinen Begleitern etwas?"
Irgendwann atme ich in meine Brüste. Ich spüre ihre Größe und Schwere. Ich schäme mich dabei. Wahrscheinlich sehen die beiden jetzt auf meine Brüste und bemerken ihre Unförmigkeit. Wie oft habe ich sie mir kleiner gewünscht. Wenn andere Frauen erzählt haben, wie sensibel und erregbar ihre Brüste wären, habe ich das immer für Schwindelei gehalten.
Verzweiflung packt mich. Wieder höre ich die Stimme aus dem Hintergrund: "Was wünscht sich dieser Körperteil am allermeisten?" - "Gott, oh Gott. Berührtwerden!" jammert es in mir, "Und das soll ich denen mitteilen? Nein, nie, meine hässlichen Brüste berühren!" Da flüstert es an mein Ohr: "Was magst du denn gerne?" "Angreifen!" stammle ich. Zwei sichere Hände legen sich behutsam auf meine Brüste. "Aufhören!" durchzuckt es mich gleichzeitig mit Schauern, die durch meinen Körper eilen. "Nein, dableiben!" "Aber was denken die jetzt über mich?" "Endlich, das tut gut." und: "Hilfe, was ist das? Ich bin ja erregt!" Meine Brustwarzen werden ganz steif. "Hoffentlich bemerkt das niemand!" aber: "Ja, das ist schön!" Mein Körper beginnt zu zittern. "Eigentlich möchte ich die Hände unter dem Pulli spüren!" Unendlich langsam umfassen mich zwei kühle Hände. Ich schreie leise vor Freude. Mein Atem geht bis in die Brustwarzen hinein. Meine Brüste füllen sich mit Leben.
Ich rolle hin und her, bewege mich wie eine Schlange. Irgendwie rolle ich mir den Pulli über den Kopf; spüre den rauen Fußboden, die weiche Matte auf nackter Haut; spüre wie die Luftbewegung im Raum meine Haut streichelt. Ich bin frei und irgendwie rein, rein wie ein Kind.
Stille Ekstase erfüllt mich. Als ich die Augen öffne, fressen mich keine geilen Blicke, sondern zärtliche Augen bewundern mich - ja, bewundern mich! Ich bade meine Nacktheit in den liebevollen Blicken meiner Begleiter, bis ich satt bin mit dem Gefühl: Mein Körper ist o.k. - , auch meine Brüste.
In der Nacht werde ich wach und gehe auf den Balkon. Ich ziehe mein Nachthemd aus und las mir den Mond auf die Brustspitzen scheinen. Oh, welch Wonne und Köstlichkeit. - Beten kommt mir in den Sinn!


Anmelden, eigene Werke veröffentlichen und Teil der Autorengemeinschaft werden - 100% kostenfrei (Infos)
Username: Passwort: EMail:


Denker            
HLDirk am 06.12.2006 21:16 (Kommentar)    1  
HLDirk
Alle hier aufgeführten Artikel behandeln oder berühren Themen rund um Tantra.

Wenn Sie eine Frage zu Tantra haben, oder mir eine Kritik schreiben möchten sind Sie herzlich eingeladen. Meine Email ist Luebeck.dirk@web.de


Die Artikel sind:

Freier Text
Liebe, Erotik 1. Ablauf einer tantrischen Massage (Lingam Massage)
06.12.2006 09:25:07
öffentlich


Freier Text
Liebe, Erotik 2. Ablauf einer Tantra Massage (Yoni Massage)
06.12.2006 09:02:09
öffentlich


Gedanken
Kritisches 3. Gedanken über die Liebe
05.12.2006 07:49:24
öffentlich


Freier Text
Leben 4. Die Kunst sich selbst zu lieben
04.12.2006 21:44:19
öffentlich


Freier Text
Gefühle 5. Ist TANTRA erotisch?
03.12.2006 13:03:38
öffentlich


Freier Text
Gefühle 6. TANTRA - Erlebnisbericht von Martina O.
30.11.2006 09:07:00
öffentlich


Freier Text
Leben 7. Hilfe - ich bin ein Tantra Mann
29.11.2006 08:19:12
öffentlich



Neuen Kommentar oder Ergänzung schreiben
Überschrift Kommentar Ergänzung

Ich habe die Richtlinen zum Schreiben von Kommentaren, gelesen und verstanden. Ich habe sie bei meinem/r Kommentar/Ergänzung beachtet.


Rechtliche Hinweise: Der/die Autor/in hat mit dem Einstellen dieses Inhaltes IRCLOVE von jeder Art von Einwendungen und Einsprüchen seitens Dritter freigestellt. Sollte hier Ihrer Meinung nach das gültige deutsche Recht in irgendeiner Weise verletzt werden, wenden Sie sich bitte vorrangig an den Verfasser. Informieren Sie uns bitte gleichzeitig per Mail an service@irclove.de.
Verarbeitungszeit: 0.0549 sek.