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Homosexualität: Die Last der Liebe Fremdwerk
von Professor aus der Kategorie Freier Text - Liebe, Erotik, Partnerschaft

Texte -> Artikel über Liebe
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Erstellt:    01.07.2004 00:00
Geändert: 17.07.2004 04:56
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Liebesbeziehungen mit Menschen des eigenen Geschlechts werden auch in Österreich immer offener gelebt und immer weniger geächtet. Juristisch sind sie jedoch noch immer diskriminiert.
Manche unter uns bemerken schon früh, dass sie irgendwie anders sind als der überwiegende Rest ihrer Mitmenschen: Sie verlieben sich in Angehörige ihres eigenen Geschlechts. Dabei kann allein in der Frage nach den tieferen Ursachen dieser scheinbaren Abweichung von dem, was uns die Natur in Gestalt der Form unserer Körper vorzugeben scheint, bereits eine Art der Diskriminierung liegen. Schließlich wollen die meisten gleichgeschlechtlich Liebenden nicht "geheilt", sondern so akzeptiert werden, wie sie sind. Prof. Dr. Rotraud A. Perner, Psychoanalytikerin und Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung (ÖGS): "Homosexualität ist eine Prägung, die man hat oder eben nicht. Heilbar ist sie nur dann, wenn es keine Homosexualität ist, sondern eine fixe Idee."


Der große Unterschied
Das liefert eine erste Annäherung: "Man muss unterscheiden zwischen sexueller Orientierung und sexueller Praktik. Sehr viele Männer praktizieren Homosexualität, ohne homosexuell zu sein – etwa im Sinne eines Abenteuers oder auch der erotischen Spannung, die immer dann auftritt, wenn man sich öffnet, sei es in der Freude oder in der Trauer.

Andere Männer oder Frauen, die ebenfalls keine originären Homosexuellen sind, haben durch Kindheitserfahrungen wie z. B. Übergriffe ihrer Eltern eine derartige Angst vor dem anderen Geschlecht, dass sie nicht in der Lage sind, auf einen andersgeschlechtlichen Partner zuzugehen. "Sie bleiben in ihrer sexuellen Entwicklung in jener pubertären Phase stehen, in der sexuelle Kontakte zum eigenen Geschlecht die Regel sind", erläutert Rotraud Perner. "In diesen allerdings seltenen Fällen kann eine Psychotherapie helfen, die noch fehlenden Schritte zu gehen."

Im Gegensatz zum Geschilderten wissen originär homosexuell liebende Menschen meist schon in der Volksschule, dass sie irgendwie anders strukturiert sind als die Mehrzahl. Sie mögen eine Zeit lang versuchen, "normale", heterosexuelle Beziehungen zu führen, bemerken aber mehr oder weniger rasch, dass dabei etwas für sie nicht stimmt.


Analytische Erklärung
"Medizinisch orientierte Forscher versuchen seit langem vergeblich, dafür eine genetische Ursache zu erkennen", so Expertin Perner. "Viel plausibler ist die psychoanalytische Interpretation." Ihr zufolge ist bei Homosexuellen in der so genannten ödipalen Phase die Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil missglückt. Prof. Perner: "Der Bub verliebt sich in die Mutter, das Mädchen in den Vater; beide stellen fest, dass sie das Objekt ihrer Begierde nicht bekommen können, weil das eben Vater bzw. Mutter ist. Daraufhin versuchen sie zu werden ,wie der Papa' bzw. ,wie die Mama', weil man aus ihrer Kindersicht offensichtlich so sein muss, um Mama bzw. Papa für sich zu gewinnen."

Dieser innere Prozess führt zu jener Art der Verankerung im eigenen Geschlecht, die nötig ist, um später auf einen andersgeschlechtlichen Partner zugehen zu können. "Wenn der gleichgeschlechtliche Elternteil allerdings nichts zum Identifizieren ist - bei Männern oft, weil er nicht da ist, weil er als gewalttätig oder – das andere Extrem – als Schwächling erlebt wird, findet diese Verankerung nicht statt", erläutert die Sexualforscherin.

Der Blick auf systemische Verstrickungen, wie sie in Familienaufstellungen nach Bert Hellinger zu Tage treten, zeigt ein ähnliches Bild. Auch hier lässt sich Homosexualität zum Teil auf das Fehlen oder auch Ausklammern der kräftigenden Präsenz des gleichgeschlechtlichen Elternteils zurückführen, aber auch auf Missbrauchserlebnisse oder darauf, dass der oder die Betroffene die Rolle eines aus den Herzen der Familie zu Unrecht ausgeschlossenen, meist gegengeschlechtlichen Verwandten übernehmen musste. "In der therapeutischen Praxis habe ich eine Reihe von Ausnahmen gesehen, in denen Homosexualität umkehrbar war, nachdem jeder im System seinen richtigen Platz zurückerhalten hatte", schildert Bert Hellinger. "In der Regel ist sie das, vor allem bei Männern, aber nicht. Homosexualität ist ein systemisches Schicksal und wer es anerkennt, kann mit Würde dazu stehen. Man muss auch die sehr tiefe, persönliche Liebe sehen und achten, die bei homosexuellen Paaren oft entsteht."


Rechtliche Diskriminierung
Der in den letzten Jahren endlich – zumindest einigermaßen – erfolgten gesellschaftlichen Anerkennung folgt nun in vielen Ländern die schrittweise Aufhebung der rechtlichen Diskriminierung. In vielen Ländern, doch nicht in Österreich: Zwar haben die Bekenntnisse von Alfred Biolek und Günter Tolar über Alfons Haider bis hin zu Inge Meisl auch den Österreichern immer klarer gezeigt, dass Homosexuelle ganz normale Mitbürger sind, die zum Teil ganz Außergewöhnliches leisten. Die Gesetzgebung jedoch hinkt dieser Einsicht um Jahrzehnte nach.

Da ist einmal der in Europa einzigartige § 209 Strafgesetzbuch (StGB), der es einem über 19jährigen bei Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren verbietet, mit einem unter 18jährigen sexuell zu verkehren. "Das führt zu der absurden Situation, dass eine Beziehung zwischen einem 17- und einem 15jährigen legal ist. Wird der Ältere 19, wird sie plötzlich strafbar, und wenn der Jüngere 18 wird, ist sie wieder legal", klagt die Grüne Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek an, die selbst offen lesbisch lebt und eine engagierte Kämpferin für die Gleichberechtigung von Minderheiten ist. "Obwohl wir vom Europaparlament und vom Europarat dazu aufgefordert worden sind, den 209er abzuschaffen, geschieht nichts."

Darüber hinaus gibt es hierzulande keinerlei juristische Anerkennung für schwule oder lesbische Lebensgemeinschaften. Das bedeutet, dass ein Partner oder eine Partnerin aus einem Nicht-EU-Land aus diesem Titel weder Aufenthaltsgenehmigung noch Arbeitsbewilligung noch Staatsbürgerschaft erhält (was etwa in den Niederlanden oder Dänemark längst selbstverständlich ist). Schlussendlich gibt es in Österreich zwar ein Diskriminierungsverbot punkto Geschlecht, Religion, Rasse, Nationalität oder Muttersprache, nicht aber für die sexuelle Orientierung. Es gibt kein explizites Verbot, Homosexuelle auf Grund ihrer Ausrichtung etwa von Arbeitsplätzen oder Mietverträgen auszuschließen.

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Zensor            
zimbal am 09.07.2004 21:34 (Kommentar)    7  
zimbal
arme österreicher, noch ein bischen rückständig manchmal.
kam da nicht auch son verrückter her?
aber es ist noch nicht lange her, da waren wir hier noch viel schlimmer.
vor 60 jahren wurden schwule hierzulande noch ermordet!!

schön mal nen text über dieses thema zu finden.
die schwulen die ich kenne sind meist besondere menschen.
oft kreativ und im allgemeinen sensibler für andere unabhängig vom geschlecht.


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