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A Virgem mourisca - Die maurische Jungfrau Eigenwerk
von ptrag aus der Kategorie Geschichte - Spannendes

Begebenheiten und Geschichten aus Portugal
Begebenheiten, die ich hier erlebt habe und Geschichten oder Legenden aus der Gegend hier, so wie ich sie gehört habe.
Erstellt:    10.09.2007 14:09
Geändert: 10.09.2007 14:18
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A Virgem mourisca - Die maurische Jungfrau

Heute möchte ich Euch eine schaurig-schöne Legende aus dem nahen Silves erzählen.

Silves liegt in der Algarve und hat eine recht gut erhaltene Burg aus der Zeit, als die Mauren noch die Iberische Halbinsel besetzt hatten. Unsere Legende spielt also im Jahr  1189 als sie von König Sancho I. (Portugal) mit einem Kreuzfahrerheer nach längerer Belagerung eingenommen und geplündert wurde. Dabei massakrierten sie, egal ob Moslems, Christen oder Juden die Bewohner und zerstörten die Stadt vollständig. Die einst blühende Stadt verwaiste.

So erzählt man sich hier also folgendes. Die Burg war ganz hervorragend gegen eine Belagerung gerüstet und die christlichen Ritter waren schon ein ganzes Jahr mit der Belagerung geschäftigt. Ihr Zorn wurde immer größer und natürlich bemerkte man das im Castelo genau. Ich möchte ausdrücklich hinzufügend, daß diese ungewöhnlich große Burg noch heute auf mich mächtig Eindruck macht.

 

Langsam gingen den Burginsassen die Vorräte aus und auch weiteres kürzen der Rationen half nichts mehr. Die Lage war verzweifelt und wäre wohl noch verzweifelter gewesen, wenn nicht wenigstens genügend Wasser im über 60 m tiefen Brunnen gewesen wäre. Lange wehrten sich die Mauren gegen das übermächtige Heer der Ritter. Doch alles Ausharren half nichts. Jeder in der Burg wusste es - morgen werden sie wieder angreifen - und morgen werden wir zu schwach sein um sie abzuwehren. Das Ende stand vor der Tür.

Sorgenvoll ging Ibn Almundir, der Burgherr an diesem Abend auf den Burgmauern auf und ab. Er konnte die Feuer der Ritter sehen, er konnte ihr wiederliches gejohle hören, wenn sie die Gefangenen folterten und sie nach langen Qualen dann endlich sterben liessen. Angst machte sich in seinem Herzen breit. Jedoch, nicht um sein Leben fürchtete er. Es war das Leben seiner geliebten Tochter, das ihm das Herz so schwer machte.

 






Sulaica war noch keinem Mann versprochen und folglich noch unberührt. Er wusste was mit denen geschehen war die, beim ersten Angriff der Ritter vor nunmehr einem Jahr, es nicht geschafft hatten rechtzeitig in die Burg zu gelangen. Er fürchtete um die Ehre seiner Tochter.

Schweren Herzens ging er in den Burghof und lies seine Tochter zu sich rufen. Scheu und ein wenig ängstlich erschien sie auf dem halbdunklen Burghof. Ein fahler Mond schien. Niemand weiß, was die beiden - Vater und Tochter - leise besprachen. Dann sah man wie Sulaica sich stolz aufrichtete und zum Brunnen schritt. Ibn Almundir stellte sich hinter sie. Er küsste ihr Haar und dann... dann stiess er seine eigene Tochter in den 60 m tiefen Brunnen.

Inzwischen graute der Morgen und die Ritter setzten zum entscheidenden Angriff an. Tapfer wehrten sich die Verteidiger, doch schon gegen Mittag waren sie besiegt. Völlig erschöpft ergaben sie sich - und wurden ohne Ausnahme getötet. Die Frauen erlitten das schlimme Schicksal das Ibn Almundir vorhergesehen hatte, bevor auch sie und ihre Kinder getötet wurden. Die Ritter wütteten mehrere Tage, dann kehrte Stille ein.

Doch Sulaica fand und findet bis heute keine Ruhe in Ihrem nassen Grab. So hört man immer wieder mal ihren klagenden und zugleich lockenden Ruf aus dem Brunnen. Und manch ein junger, allzumutiger Portugiese, der Ihrem Fehlen und Locken erliegt, teilt nun ihr nasses Grab in dem tiefen Brunnen.

Ich hoffe ich habe Euch nicht zu sehr gegruselt...

Liebe Grüsse aus dem sonnigen Portugal



Gerd

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