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froshua will es wissen ![]() von anopheles aus der Kategorie Geschichte - Nachdenkliches, Ernstes |
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Wie jeden Tag ging die Sonne über dem kleinen Teich mitten im grossen Wald auf .Silbrig wie kleine Handspiegel liegen die Seerosenblätter regungslos auf dem stillen Wasser .Kleine Wasserläufer wuseln aufgeregt dazwischen umher .Ein einsamer ausgesprochen grauer Graureiher steht im seichten Wasser und lauert auf einen Frühstücksfisch, während der Stockentenerpel bereits sein farbenprächtiges Gefieder zur Schau trägt und stolz seine Runden dreht ,um eines der zugegebenermaßen weitaus hässlicheren Weibchen, zu beeindrucken. Während also im Teich schon so einiges vor sich geht, erwachen auch seine Lebensgeister ,Glieder und was sonst noch so alles üblicherweise zu erwachen pflegt. Scheu blinzelt er mit einem Äuglein in Richtung der fast schon vollständig am Himmel stehenden ,aber für sein Dafürhalten viel zu grellen Sonne .Er mag die Sonne nicht besonders, er ist mehr der Nachtfrosch--nein, nicht Nacktfrosch -obwohl-ja gut meinetwegen auch---lässt sich kaum verleugnen, denn besonders behaart ist er ja nun wirklich nicht .Es gibt zwar einen Spruch, demzufolge ein Frosch irgendwo Locken haben soll, unserer jedoch, von dem hier erzählt wird verfügt jedoch über kein einziges Haar. Auf der anderen Seite braucht er die Sonne ,denn er ist kaltblütig- oder war`s Kaltblüter?-glaube zweiteres ,und muß nach einer kühlen, langen, einsamen Nacht, um wieder auf Trab zu kommen ,erst seinen Körper von ihr aufwärmen lassen----und das kann natürlich dauern. - - - Mittlerweile hat er es auch geschafft das andere Froschauge vom Lid zu befreien und versucht zaghaft, wie ein Roboter, dem der Strom ausgeht ,seine oder seinen linken vorderen -ja was nun Pfote-Hand-Hüpfer oder gar Pranke oder Klaue(fällt auf, daß diese Extremität gar nicht so genau definiert ist-werde es Hüpfer nennen) in Zeitlupe zu strecken. So geschieht dies nun Hüpfer für Hüpfer, bis endlich der komplette Frosch mobil und einsatzbereit ist. Er ist exakt 7,2 cm lang(ohne Beine)wiegt momentan 42 Gramm(Idealgewicht)und hat eine ziemlich undefinierbare Grünbrauntönung. Am vorderen Ende des Körpers trägt er ein für Frosch-Kröten und Lurchverhältnisse ziemlich sympathisches ,wenn nicht sogar hübsches Gesicht .Aus diesem edlen Antlitz schaut er sich durch zwei wachsame und kluge Froschaugen(die dem Namen alle Ehre machen)die Welt ziemlich genau an. Kurzum ein Amphieb, wie es im Buche steht, genauer gesagt auf Seite 196 in Brehms Tierleben unter L wie Laubfrosch. Der einzige Makel ,den sein ansonsten tadelloser Körper aufzuweisen hat, ist eine kleine Warze direkt an der Wölbung hinter dem linken Auge. Dies bemerkte man jedoch kaum, wenn er den Kopf richtig hielt, was er sich ,eitel wie er nunmal war angewöhnt hatte. Als er noch ein kleiner Kaulquapp war, wurde er manchmal deswegen etwas gehänselt und gekrötelt. Man fragte ihn, ob er sich nicht entscheiden könne, ob er nun ein Frosch oder eine Kröte werden wolle.(was eine ziemliche Beleidigung für Frosch- verhältnisse darstellte--diese verachteten Kröten nämlich, für ihre Warzigkeit und allgemein anerkannte Hässlichkeit) Aber er war ja nicht auf sein zukünftiges Froschmäulchen gefallen und parierte die Angriffe ,indem er verlauten liess, daß bei ihm das Hirn einfach zu schnell gewachsen sei, und keinen Platz mehr gehabt hätte. Dies komme daher, weil er schliesslich für die anderen immer mitdenken müsse. Die dummen kleinen Kaulis schauten ihn nur verdutzt mit offenen Mündern an(was Gott sei dank für Amphibien ungefährlich ist--sonst wären die glatt ersoffen)und quappten beeindruckt mit schnellen Flossenschlägchen hinfort. Da sass er nun, der kleine Froshua ,wie er nach einem Onkel mütterlicherseits benannt wurde und blinzelte in die gelbe , grelle Sonne. Der Tag schien zu werden wie jeder andere an seinem Teich. Er würde sich auf die Lauer legen und sich mit flinker klebriger Zunge ein paar Fliegen einverleiben. Zwischendrin vielleicht mal nen` Wasserläufer von der Wasseroberfläche pflücken, wie er es nannte. Mit seinen Kumpels Froschgang und Froschhard würde er zum Zeitvertreib Seerosenblätterweit- und zielhüpfen machen. Ein paar Runden schwimmen um die Froschschenkel schön stramm zu halten- ist eh selbstverständlich für ein Amphieb seines Formats. Apropos Froschschenkel....Er hoffte natürlich,daß er Rana begegnen würde. Das Weibchen mit den bezauberndsten Schenkeln, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte.—Ja gut , ´´ besonders viele hatte er noch nicht gesehen. Aber er konnte sich zumindest nicht vorstellen ,daß es auf diesem Planeten etwas göttlicheres geben konnte. Ihre Augen jedoch konnten endgültig dazu führen, daß es dem kältesten Kaltblütler nicht nur um´s Herz warm, wenn nicht sogar heiß, werden musste. Bei ihm auf jeden Fall war es so!! Irgendwanneinmal—Froshua kuschelte sich gerade- was er sehr gern hatte- etwas verschämt an eine Brombeere, sagte bzw. quakte er zu seinem besten Freund Froschgang. „Du.hu,du Froschgang.-.-.du mir is immer ganz ganz komisch zumute,wenn ich die Rana seh´ `` „Wie..komisch?``entgegnete der ein Jahr ältere Froschgang ganz und gar gelangweilt. „Na...komisch halt!!``erwiederte Froshua etwas patzig. „Damit kann ich jetzt gar nix anfangen`` „Die Schenkelchen...und wir sind doch Kaltblütler—oder?`` „Ja sicher ,kälter geht’s kaum mehr, warum fragst du?`` „Wir werden doch eigentlich nur in der Sonne warm? Oooder?`` stammelte der kleine Grüne unsicher. „Natürlich`` „Aber...ablablab(manchmal ,wenn er aufgeregt war litt er am sogenannten Froschstottern, die Luft die normalerweise beim quaken nach aussen strömt ,stockt und erzeugt mit Ausnahme für den Betroffenen recht lustige Geräusche- deshalb bleiben wir bei der phonetischen Absicht des Gesagten/quakten) aber mir für meinen Teil..äh...mir,mir ..vielleicht bin ich nicht ganz nor..nor..normal(hier:normales Stottern)..wird auch ohne Sonne -im Schatten- oder im Dunkeln warm`` „Erzähl kein Unsinn ,Froshua`` will Froschgang rigide das Gespräch beenden. „Doch,doch,doch..!!!`` insistierte Froshua kurzatmig“Immer. immer,wenn ich die Rana sehe oder wenn ich nur an sie denke, dann.-.dann ist es eben so.`` Langsam wurde es dem erfahreneren Froschgang klar und immer klarer ,was mit seinem kleinen grünen Freund los war. „Nachtigall-- ich hör dir trapsen´´ ,rief er Überraschung vorspielend über den Teich. „Ja was los ?Hab doch gar nix gemacht`` fiept die nebenan in ihrem Nest vor sich hindösende Nachtigall kleinlaut zurück. „Ach gib Ruh ,das sagt man doch nur so, keiner hat mit Dir gesprochen.`` „Also ich hab die Nachtigall gar nicht gehört, vorhin´´ verteidigt Froshua den Vogel, der immer noch ein schlechtes Gewissen hat, da er ja gelegentlich im Schlaf sang. „Ja sind denn hier alle komplett bescheuert?---Das sagt man so! - - -Das ist eine Redensart.- - -Ich meine damit, daß ich einen Verdacht habe was mit dir los ist-Ich habe einen Verdacht was mit dir los sein könnte- - -wegen dem warm werden ohne Sonne und im Dunkeln und so komischen Sachen`` „Und-- -und schlecht ist mir auch noch`` fügte der kleine noch trotzig dazu. „Ich glaube fast Froshua—du bist....-alle Anzeichen sprechen dafür –du bist es...---verliebt`` „Ver...verwas bin ich—was soll das sein?—kann man da was gegen machen?------muß ich jetzt sterben?´´ übertrieb Froshua theatralisch und riss seine eh schon grossen Froschaugen noch weiter auf. „Verliebt heisst das Wort, Froshua,---verliebt``,wiederholt Froschgang ,ohne gewillt zu sein dem komplett verunsicherten Jungfrosch eine genauere Erklärung abgeben zu wollen. Aber Froshua wäre nicht der Laich seines Vaters-- na gut Mutter (manche Sprichwörter lassen sich eben nicht so leicht von Mensch auf Frosch übertragen),wenn er sich damit so einfach abspeisen liesse. Jetzt wollte er es aber ganz genau wissen, was das für ein Gefühl war, das ihn dermassen durcheinanderbrachte und was es damit auf sich hatte. „Verliebt ist also --:wenn einem schlecht ist, daß man kotzen könnte -einem heiss wird auch im Dunkeln oder vielleicht sogar im Winterschlaf und..-..was war da noch... und.-.bin ganz durcheinander --ja das auch noch!!...Dann ist man also, wenn man sich um 12 Uhr Mittags in die pralle Sonne setzt und angeschimmelten madigen Fliegenpudding ißt bis man kotzt wie der Graureiher da drüben, auch verliebt—oder...-oder?, stellte sich Froshua sau blöd, da er ahnte, daß da noch mehr dahinter stecken müßte und er bemerkte, daß sein Freund sich etwas zu zieren begann. Froschgang jedoch, der von diesem Mysterium zwar gehört hatte, es aber selbst auch noch nicht erlebt hatte, versuchte nun abzulenken, um sich vor seinem Freund, der ihn stets bewunderte und zu ihm aufschaute, nicht blamieren zu müssen. „Schau Dir mal diese wie gemeißelten Schenkelchen an, die grad vorbeigepaddelt sind – auch nicht schlecht, oder ?“ Wollte er mit einem machohaft-jovialen Augenzwinkern die Situation retten und seine eigen Unwissenheit kaschieren. Dies war natürlich nicht nur ein klassischer Schuß, der nach hinten losging, sondern gleichzeitig noch das Ölfaß traf, daß sich ins Feuer ergoß, da er schusselig, wie er gern zwischendrin so mal war, nicht bemerkte, daß es sich um Ranas Schenkel handelte, die er pries. Die entsprechende Reaktion beim delirierenden Jungfrosch, der nicht nur einem trockenen Strohbündel glich, das beim geringsten Funken in Flammen aufging, sondern eher einer Lagerhalle mit Dynamit und Silvesterraketen, die hochgingen, wenn man sie nur anschaute, ließ nicht lange auf sich warten. So zwischen Tier und Angel (Türen gibt es ja keine) erbrach er sich spontan in den Schilfbereich. Frösche haben eh sehr empfindliche Mägen. „Es... es... is...“ Erkonnte seinen Satz gar nicht mehr beenden. Plötzlich ging alles sehr schnell. Am Uferrand sahen die Beiden einen riesengroßen Schatten hinter dem meterhohen dichten Schilf, das beschützend um ihren Teich stand, wie eine, allerdings wie sich herausstellte, nicht besonders stabile Wehrmauer. Beide hüpften mit einem großen Satz von ihren Seerosenblättern, an das im Schatten, der immer größer wurde, gegenüberliegende Ufer. Rana jedoch bemerkte nicht, was vor sich ging und tauchte noch im moosigen Wasser des Teichs herum. Ein, Froshua völlig neuartiges Geräusch erfüllte die Luft, und beinahe zeitgleich plumpste ein gewaltiger Körper kopfüber durch das Schilf in den Teich. Das gewaltige Sechzehnendergeweih des kapitalen Hirsches, wie sich jetzt herausstellte, verfehlte die Beiden nur um Haaresbreite. Die zwei glitschigen Kumpane wurden vor Schreck hellgrün. Frösche werden nicht bleich, sondern entsprechend ihrer ursprünglichen Farbnuancierung einfach je nach Grad und Art der Traumatisierung etwas heller – außer Albinos natürlich (wobei diese natürlich rein theoretisch unsichtbar – ach lassen wir das). Die Welle, die der gefallene Waldbewohner verursachte, hätte die Beiden beinahe von ihrem Stein gespült, auf dem sie Zuflucht gefunden hatten. Der Hirsch versuchte in Agonie nochmals, sich aufzurichten, schaffte es jedoch nur noch, den Kopf zu heben und schaute dabei mit seinen wunderschönen rehbraunen Augen mit beinahe aristokratischen Wimpern die tierischen Genossen an. Froshua bemerkte die Wunde an seiner Flanke, aus der unaufhörlich dunkles, rotes Blut quoll und wie ein Ölteppich kreisförmig ihren Teich blutrot einfärbte. Die Augen des Horntieres, das Froshua sehr sympathisch erschien, wurden zunehmend kleiner und trüber. Man konnte förmlich sehen, wie in dem Tier das Leben vor seinem inneren Auge nochmals ablief. Er sah seine Eltern, wie stolz sie auf ihn waren, konnte sehen, wie er früh morgens im Nebel zwischen Farn und Pilz seinen mächtigen Brunftruf durch den Wald klingen ließ. Seine vielen gewonnenen Kämpfe um die Gunst der Hirschkühe, wie er einmal den Menschen entkommen ist und ... und. Dieses Mal hatte er nicht gewonnen. Dieses Mal ist er nicht entkommen. Mit seiner letzten Kraft drehte er nochmals sein gewaltiges Haupt in Richtung der beiden Amphibien und spricht mit zitternden Lefzen: „Danke, daß Ihr da seid --- hab mein Leben gelebt --- es ist gut gewesen --- ich bin nicht allein, vielen Dank, ich bin oder muß ich schon sagen war...“ Froshua wollte gerade sagen, „Ich bin der Froshua“, als er noch einmal tief Luft holte – ein letztes Mal hob sich sein gewaltiger Brustkorb und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Äsern sank sein majestätisches, stolzes Haupt, langsam in den rot-grün gefärbten Teich. Sein Leben, ja, das konnten sie ihm nehmen. Dazu gehörte nicht viel. In diesem Fall nur ein machtgeiler, schießwütiger Vollidiot, der das Leben nicht ehrt, weil er nicht weiß, was dies bedeutet - - und eine Kugel. Seine Ehre – seinen Stolz – und das Wissen um die wahre Natur aller Dinge konnten diesem fabelhaften Tier von niemandem und niemals – irgendwie oder irgendwann – genommen werden. Froshua hat in einer sehr kurzen Zeit sehr emotional einschneidende Erlebnisse gemacht. Er hat den Tod und die Liebe kennengelernt. Da er ein sehr wissbegieriger kleiner Frosch ist, beschliesst er sich auf eine Reise zu machen um herauszufinden was das Leben ausmacht. fortsetzung folgt |