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Gedanken über Kunst und Leben / Ein Credo Eigenwerk
von sister aus der Kategorie Freier Text - Menschen, Gesellschaft

Persönliches
Selbstportraits, family, Credo
Erstellt:    12.10.2007 11:58
Geändert: 17.10.2007 18:54
1792 Lesungen, 3.9KB

Was sagt eine Vita über einen Künstler?

In meinen Augen nicht viel, denn jeder Mensch, der sich der Kunst öffnet und verpflichtet, stellt sich damit auch an den Rand unserer modernen, leistungsorientierten Gesellschaft. Im Sinne von "ein wahrhaft moralischer Mensch kann nicht gesellschaftsfähig sein".

Bei Verfassen der Vita aber, wird der Boden unter ihm wieder schwammig, fühlt er seine Füße magnetisch gezogen vom Establishment, das da mit erhobenem Zeigefinger fragt: Wer bist Du? Was kannst Du? Wer gibt Dir das Recht? Was hast Du geleistet im Lichte unserer Öffentlichkeit? Haben wir Dich schon legitimiert, selbst zu denken, selbst zu fragen, selbst zu sein?

Ich versuche konsequent zu sein. In meiner Kunst, in meinem Leben.
Ich diene der Quelle, die uns alle speist und über alle Zeiten und Gesellschaften erhaben ist. Das ist nicht leicht, war nie leicht und betrifft und betraf sehr viele Kunstschaffende aller Epochen, ist also eigentlich nichts Besonderes, nichts völlig subjektiv Egozentrisches.
In diesem Sinne bin ich naiv im bestmöglichen Wortsinne.
Ich bin Dilettant, denn ich genieße, was ich tue.
Und Amateur, denn ich liebe es von ganzem Herzen.
Ich mache Kunst, weil es für mich keine Alternative gibt, dieses re-ligio, diese Philosophie aktiv zu leben.
Ich bin Werkzeug, nicht Schöpfer.

Das Gesagte bedingt naturgemäß Konfliktherde mit dem, was man Gesellschaft nennt. Ja, auch mit dem Kunstbetrieb, verständlicherweise.

Stichwort Galerien und Kunstkritik:
Ich glaube daran, dass es Galeristen gibt, die vom Wesen her keine "Zuhälterei" betreiben - getroffen habe ich sie noch nicht.
Ich glaube ferner daran, dass es Kunstkritiker gibt, die nicht nur deshalb die Moderne bevorzugen, weil sie so viel Raum für Interpretationen läßt und damit Platz für die eigene Selbstdarstellung, die eigene Profilneurose. Eine Einstellung, die den Realismus und Naturalismus ob ihrer "Allgemeinverständlichkeit" ablehnen muß.

Stichwort Kunst und Markt:
Eine Welt, in der Dinge einen Preis haben, ist mir (als bewußt naivem Menschen) suspekt. Um das eben gesagte zu spezifizieren: Dinge, die man liebt, beispielsweise Tiere und auch Kunst als Originale (selbstredend auch alle lebenserhaltenden Güter wie Brot, Salz, Wasser, saubere Luft). Eine Gesellschaft (insbesondere die gut situierten Industrienationen)müßte in der Lage sein, ihre Ressourcen ethisch so zu verwalten, dass der Austausch dieser "Güter" ausserhalb marktwirtschaftlicher Strukturen stattfinden kann. Jedes Tier, jedes Bild, also jedes Original ist für jemanden bestimmt - für den, der er es von Herzen liebt. Er sollte es bekommen. Haben, also besitzen, wird er es ohnehin nie. Aber mit ihm leben, mit ihm sein und dadurch sein eigenes Sein und das des anderen bestmöglich entfalten und mehren.
Kurz: vom Haben zum Sein als gelebte Philosophie und tätige Liebe.

Bei allem Idealismus - auch ich bin Mensch, brauche Wohnung und Brot, verkaufe meine Bilder, meine Bücher, lass mich für Lesungen entlohnen. Setze sogar mein copyright auf meine Werke, deren Schöpfer nicht ich, sondern nur Werkzeug bin. Aber ich tue es im Bewußtsein des Widerspruchs, bemerke mein Irren im Tun und erfahre dadurch täglich die Diskrepanz zwischen Wesentlichem und sog. Realität. Und dieser Widerspruch fordert mich, fördert mich und weist mir den Weg, meinen Weg.
Ich erlaube mir, Idealist zu sein.
Ich habe mich dafür entschieden, Künstler zu sein - in guten wie in schlechten Tagen.
Ich nehme mir die Freiheit, ich selbst zu sein und zu werden.
Ich erlaube mir, zu mir zu kommen, bei mir zu sein und bei mir zu bleiben.
Nicht mehr und nicht weniger.

Denn - um den Bogen schlußendlich zu spannen - wenn ich heile, heilt ein Teil der Gesellschaft...

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Denker            
sister am 12.10.2007 15:59 (Ergaenzung)    7  
sister

Nur der Vollständigkeit halber: als Redakteurin um im Zuge dessen Kommentatorin von Kunstausstellungen, weiss ich, wovon ich spreche. Ich kenne beide Seiten: die des Sektglas- und Notizblockbewaffneten Schreiberlings und die des aus- (ja, vielfach bloß-)gestellten Künstlers zur Vernissage. Sowohl die eine als auch die andere Seite der "Kunst im öffentlich-gesellschaftlichen Raum" ist problematisch. Aber vor allem die des Kritikers ob seiner Machtstellung bietet zahlreiche Fallstricke in puncto Menschenwürde.
Kritiker            
trimodus am 28.06.2009 12:27 (Kommentar)    3  
trimodus
Es gibt sicher zahllose Versuche, das Wort "Kunst" zu definieren.
Ich beschränke mich auf mich selbst: es ist die Fähigkeit, seine Empfindungen aus der unterbewußten Tiefe wahrzunehmen und in Worten, Gesten oder Bildern mir selbst und für andere bewußt zu machen. Wie andere (die Gesellschaft?) damit umgeht, ist zwar interessant, aber für mich selbst eher unbedeutend. Dabei entziehe ich mich materialistischen Einflüssen und Orientierungen - auch auf das Risiko hin, als weltfremd oder unrealistischt zu gelten.
Die monetäre Vermarktung von Kunstobjekten (Angebot und Nachfrage) mag zwar das Objekt aufwerten, vernachlässigt m.E. aber den emotionellen Ursprung desjenigen, der bereit war, Aspekte seiner Gefühle anderen zugänglich zu machen. Ich sehe darin eine Mißachtung seelischen Daseins.
Das ist meine subjektive Meinung.
Kritiker            
miekla am 17.01.2011 08:45 (Kommentar)    2  
miekla
Leider habe ich diesen Beitrag von Sister erst heute entdeckt, denn ich vertrete ebenfalls eine sehr EIGENE Meinung soweit es die Kunst und den "Kunst ZIRKUS!" betrifft.

Obwohl dies heute häufig abgelehnt, ja zum teil sogar vehement bestritten wird, ist Kunst noch immer irgendwie vom Können abhängig, wobei sich das „Können“ im Besitz einer Technik zeigt, die so deutlich wie möglich auszudrücken vermag, was dem Künstler vorschwebt. Dies schließt daher übrigens die Notwenigkeit einer Interpretation durch Dritte oder den Künstler selbst in der Regel aus.
Eine Trennung von Geist und Technik ist nicht mögliche, denn wer ein wirklich brennendes Interesse hat, und nicht nur ein vorgetäuschtes, wird sicher in der Lage seine, diejenige Technik zu finden, zu erlernen und zu beherrschen, die dieses Interesse klar und unmissverständlich auszudrücken vermag. Dies heißt aber auch das uns schlechte Technik stets ganz klar fehlendes, oder nur vorgetäuschtes Engagement verrät. Mit Virtuosität hat das allerdings auch wieder nur bedingt zu tun. Technik ist somit gut, wenn sie auszudrücken vermag was der Künstler zu sagen hat. Kann sie dies nicht, ist sie schlecht und sei sie noch so perfekt und virtuos!

Daher sind meiner Meinung nach die öffentliche Förderung und Gängelung der Kunst und der Künstler völlig unnötig, denn die Menschen lernen wieder zu sehen, wenn sie UNBEEINFLUSST Werke betrachten, die durch die verwendete Technik klar ausdrücken was ausgedrückt werden soll. Der Betrachter fühlt sich sodann stets von Werken angezogen, die er, und nur er selbst, aus seinem Inneren heraus als vital empfindet.
Kunstverständnis ist genau wie Musikalität jedem Menschen angeboren sie kann zwar trainiert, jedoch nicht grundsätzlich erzeugt werden. Das man kein Küchenmeister sein muß, um die Qualität einer guten Malzeit zu beurteilen, leuchtet jedem sofort ein. Mit der Beurteilung der Kunst ist es ebenso, ob dies den so gern die Meinung der Betrachter beeinflussden,- selbst- oder von öffentlicher Seite ernannten Kritikern nun gefällt oder nicht. Natürlich ist hier wie dort der Geschmack verschieden ------ ZUM GLÜCK ----------!

Offizielle Schönheit oder Kunstrichtungen sowie die oftmals hochgestochenen Kritikerinterpretationen sind also, genau wie die zeitweilige unbedachte und unqualifizierte Verdammung einer Richtung, von Übel. Denn nur all zu oft verdecken sie das fehlende Engagement des sogenannten Künstlers, sie bevormunden das Publikum und wollen uns glauben machen der Kunstverstand sei quasi von öffentlicher Seite gepachtet. Wenn diese offizielle Bevormundung endlich abgebaut würde, aber leider nur dann, könnte die Kunst auch auf Förderung verzichten und die heute überall spürbare Unsicherheit gegen diese oder jene Kunstrichtung baute sich automatisch ab.

Den selbst ernannten, oder von öffentlicher Seite bestellten Kritikern, möchte ich aber folgendes ans Herz legen: "Einmal getan wird immer mehr sein, als tausend mal zerredet!" (Viele der Kritiker haben ja selbst Kunst (und nicht nur Kunstgeschichte) studiert, bringen aber nichts rechtes zu Wege und jubeln oft nur deshalb die absurdesten Dinge und die absoluten Nichtskönner hoch, weil diese mit ähnlichem Unvermögen wie sie selbst, dessen ungeachtet frech genug sind ihre „Werke“ dennoch auszustellen) Diese Art Kritiker sind es, die es erst ermöglichen, daß das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern täglich in den Galerien dieser Welt, wieder und wieder „uraufgeführt?!?“ werden kann! ------ Oder ------ sollte ich ihnen als kleinen Trost vielleicht doch am Ende noch zurufen: „Manchmal wird ein richtig schlechter Wein ja immer noch ein guter Essig!“

PS Der in meiner Jugend so oft verwendeten Satz: "Das ist doch keine Kunst!" wurde in einer Zeit in der angeblich alles Kunst und jeder ein Künstler sein kann, allerdings inzwischen sowohl von den Kritikern, als auch von vielen "Künstlern?!?" gründlichst ad ab surdum geführt!
Er steht daher nachfolgenden Generationen leider nicht mehr zur Verfügung!




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