Die am häufigsten gesprochenen Worte
"und was man u.a. daraus ablesen kann..."

Welche Worte benützen Sie am häufigsten?

"Ich liebe Dich?" Dann sind Sie ein Lügner.
"Ich brauche mehr Geld?" Dann sind Sie so oder so nicht zu beneiden.
"Wenn....?" Dann sollten Sie sich Gedanken um Ihre Kompetenz machen.

Nein, bei ganz normalen sozialen Kontakten - ich gehe davon aus, sonst
würden Sie das nicht lesen - werden Sie sicher täglich mehrmals grüßen und
nicht nur Ihr handy malträtieren. Es sind die Worte des wohlmeinenden,
begeisterten oder Interesse heuchelnden Grußes. Von Mensch zu Mensch,
sozusagen persönlich überbracht.

Stellen Sie sich hell erleuchtete, endlos lange Büroflure mit
chromblitzenden Interieur vor, wo der eher Introvertierte in der Hoffnung
der eigenen Unsichtbarkeit seine Schritte dem Teppich gnädig
angedeihend schleicht, dennoch sichtbar ertappt wird, um schuldbewußt
festzustellen, welcher Gruß denn nun angemessen sein mag. Das sind ähnlich
dem ausführenden Wollen ganz automatisierte Vorgänge. Der ständig
gutgelaunte Mitarbeiter mag es da etwas leichter haben, sein Gruß hallt
einem schon von weitem jovial-lästig entgegen. Dennoch der Gruß leitet
hier den Faktor Mitmenschbewußtsein und Kommunikation ein.

Die Etagen gehen nach oben und dementsprechend ist hier die Rangordnung am
Gruß erkennbar. Was er im Berufsleben alles vermag, ein
Zusammengehörigkeitsgefühl vermitteln, Isolation der obersten unsichtbaren
Fraktion, neckisches Geplänkel zwischen sich Wohlgesonnenen.

Die Form des Grußes wird ganz klar begrenzt im persönlichen Verhältnis
des "Du" oder "Sie".
Den locker-flockigen Jungunternehmer, der das gleichmachende Du zur
Pflicht erklärt, läßt es sogar an das Märchen der Produktionssteigerung
und an ein "hey-super-Betriebsklima" glauben.
Und wer kennt sie nicht die weisen Worte aus dem Volksmund "Du A... sagt
sich leichter als Sie A...".
Mittlerweile im Zuge der angespannten Wirtschaftslage als brauchbarer
Ansatz wieder verworfen, doch wo eingeführt, nicht mehr umzukehren.

Sie werden ganz schnell zum Experten, wenn Sie Zeit in einer Bank
generieren können, wer wichtig ist. Der persönlich mit Namen so Begrüßte
ist entweder ein vermögender wirklich Wichtiger oder ein an Schulden sehr
Vermögender, beide garantieren der Bank ihre Existenz und werden
dementsprechend wahrgenommen. Welcher zweifelhaften Ehre Sie sich hier
persönlich bemächtigen dürfen, können nur Sie selber wissen, und wenn Sie
zum lästigen Gehaltsempfängertum gehören, sind Sie sowieso bloß ein Fall
für den Automaten, der grüßt aber auch, nonverbal. Wie schön doch Stimmen
sind.

Sollten Sie noch nicht genug davon haben, analysieren Sie die näheren
Beziehungsstrukturen Ihrer Nachbarn anhand des Grußes. Ist es ein
lapidares "Hallo Schatz", dann ist hier wohl noch mehr als der Gruß
Routine. Hören Sie ein "Hallo Süsser Schatz" klingt das verdächtig nach
durchschaubarer Manipulation. Je nach weiteren Übertreibungen sind sie
entweder frisch verliebt oder verrückt. Zur Erhellung Ihrer neugierigen
Bedürfnisse, beachten Sie hier auch noch die Mimik.

Die regional-dialektischen Unterschiedlichkeiten beschränken sich auf die
Wesentlichkeit des Wortes "Tschüss" und "Hallo"...ersteres mit einem
langgezogenen i oder mit einem noch längeren ööö in der Mitte. In
südlicheren Gefilden, wie Bayern ist man sowieso vom kalten Deutsch zum
lebensgenußfreudigeren italienisch übergegangen, ohne "ciao" oder
mindestens tschaui ausgesprochen, outet man sich als lebensfremder
Moralinmensch.

Was so ein einfach dahingesprochener Gruß doch zu sagen hat.

In diesem Sinne, ein bayrisches ciao...