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Eigentlich bin ich ganz anders, oder: Der blinde Fleck ![]() von sunrise_w aus der Kategorie Gedanke - Persönliches |
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Manchmal vergesse ich ihn fast und dann kehrt er mit der Heftigkeit eines Schlages zurück. Ich bin plötzlich wach und spüre alles ganz bewusst, uneingestandene Fehler und Schwächen fluten mein Gehirn. Und ich beginne zu zweifeln. Verdrängung ist jetzt nicht mehr möglich, denn da steht er - mein Spiegel - und wirft mir all diese Hässlichkeiten entgegen. Nach einem kurzen Moment der Sprachlosigkeit und des Überworfenseins mit der Welt entspannt sich mein Gemüt. Ich kann eingehender betrachten, was mir reflektiert wird. Erst jetzt erhasche ich einen Blick auf ungeahnte Schönheiten. Immer noch in dem Bewusstsein des Zweifels versuche ich mir einzureden, ich sei eigentlich ganz anders. Warum gelingt es mir nicht zu verstehen wer oder was ich bin? Innerlich zerrissen suche ich mein wahres Ich. Vielleicht nur eine Summe von Einzelfiguren?! Doch solange es mir nicht möglich ist hinzusehen und zu akzeptieren, lastet die Ungewissheit meines blinden Flecks weiterhin auf mir.
Anmerkungen zum Text: Der „blinde Fleck“ - ein Begriff aus der Psychologie - ist die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung (mehr dazu: http://www.egoload.de/egoblog_files/Mein-blinder-Fleck.html). Der eigentliche Spiegel, um den blinden Fleck zu verkleinern, ist die Reflektion durch andere. Die Anregung zu diesem Text lieferte mir ein Zitat: „Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu“ (Ödön von Horvath). |